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Wolfgang, wann begann Deine Karriere als Pressefotograf

Mein Vater war bereits Fotograf und hat für die Neue Westfälische gearbeitet. Er hat mich immer mal wieder zu Terminen mitgenommen. Irgendwann, so im Alter von 14 Jahren, habe ich dann selbst als freier Mitarbeiter für die NW fotografiert. Zwischen 1975 und 1983 war ich für die OWL-Fotoredaktion der BILD verantwortlich, bevor ich schließlich bei der Agentur Teutopress mein Volontariat begonnen habe.

Also war Bielefeld schon damals deine berufliche Heimat?

Einerseits ja. Andererseits war besonders die Zeit in der Agentur mit vielen Reisen ins Ausland verbunden. Ich habe TV-Sendungen und Filmpremieren begleitet, Länderspiele der Fußball-Nationalmannschaft fotografiert und war in Amerika, Schweden oder Frankreich unterwegs. Über Abwechslung konnte ich mich also nicht beklagen.

Kannst du dich noch an deinen ersten Fototermin erinnern?

Nicht so richtig: Aber aus diesen ersten Tagen sind mir viele Geschichten im Gedächtnis geblieben. Ich durfte Alfred Biolek fotografieren und habe Silvester Stallone bei einer Filmpremiere an der Berliner Mauer getroffen. Stallone hatte damals einen Actionfilm gedreht, der den Sowjets nicht in den Kram passte. Sie verweigerten ihm daher die Einreise in die DDR. Er stellte sich also an den Checkpoint Charly und schaute demonstrativ Richtung Osten, während wir ihn fotografierten. So ein Termin bleibt einem natürlich in Erinnerung.

Ich denke auch gerne an die vielen Wetten, dass…?- Folgen mit Thomas Gottschalk, bei denen ich die Wettkandidaten fotografiert habe. Der Fall der „Mutter Weimar“ war ebenfalls eine Geschichte, die ich nicht vergessen werde. Die Frau stand damals im Verdacht, ihre beiden Kinder umgebracht zu haben. Ich war bei der Gerichtsverhandlung dabei und habe heimlich für den STERN fotografiert. Bis heute ist nicht ganz klar, ob die Mutter wirklich die Täterin war und der Fall löste ein enormes Medienecho aus.

Schön war die Geburtstagsfeier zweier hundertjähriger Bielefelder. Die beiden hatten tatsächlich am gleichen Tag Geburtstag, wussten aber nichts voneinander. Also fuhr ich den rüstigeren der beiden zu dem anderen Geburtstagskind. So hatte ich gleich zwei Hundertjährige vor der Kamera.

Du hast auch viele Sportevents fotografiert…

Ja. Ich war dabei, als die Leichtathletin Heike Drechsler ihren ersten Wettkampf in Schweden bestritt. Das war kurz nach dem Fall der Mauer. Bei den Gerry Weber Open bin ich seit 25 Jahren vor Ort und habe unter anderem zu Roger Federer ein sehr gutes Verhältnis. Wenn wir uns sehen, ist das jedes Mal wieder sehr lustig und natürlich machen wir dann ein gemeinsames Foto.

Wolfgang Rudolph mit Roger Federer

Woher kommt diese Leidenschaft für den Sport? 

Ich habe früher selbst bei den Amateuren von Arminia Bielefeld Fußball gespielt. Uli Stein war zu der Zeit aktiv. Er ist wirklich ein super Typ und auch ein guter Freund. Die Begeisterung für Fußball und Sport im Allgemeinen ist bis heute geblieben. Für die Neue Westfälische fotografiere ich auf der Alm und wenn die Zeit es zulässt, bin ich natürlich auch privat als Fan im Stadion.

Auf der Alm ist mir auch eines meiner persönlichen Lieblingsfotos gelungen. Am 17. August 2014 spielte Arminia gegen Sandhausen und Fabian Klos machte aus 16 Metern das Tor des Monats. Als Klos den Ball traf, drückte ich ab. Wie gelungen das Foto war, sah ich allerdings erst später. So war das für uns beide an absoluter Volltreffer. Das Foto habe ich Klos später geschenkt. Es hat heute einen Ehrenplatz in seiner Wohnung.

Als du begonnen hast, mussten Bilder häufig aufwendig in der Dunkelkammer entwickelt werden. Ist die digitale Fotografie eher Fluch oder Segen? 

Die Chemie, die in der Dunkelkammer verwendet wurde, war schon extrem ungesund. Die Fixierbäder und der Essig mussten regelmäßig von einer auf Chemieabfall spezialisierten Firma abgeholt werden. Der Gestank war auch nicht gerade prickelnd. Die Digitalkameras haben aber natürlich einen weiteren Vorteil: Man kann sofort sehen, ob das Bild was geworden ist und muss nicht darauf hoffen, dass von 20 Bildern ein wirklich Gutes dabei ist. Ich kann die Bilder heute auch direkt an die Redaktion senden. Durch die Digitalisierung ist einfach alles sehr viel schneller und unkomplizierter geworden. 

Welchen Tipp würdest du angehenden Pressefotografen geben?

Die Kommunikation ist unheimlich wichtig. Nur wenige Menschen lassen sich gerne fotografieren. Die meisten sind es auch einfach nicht gewöhnt und etwas unsicher. Diese Unsicherheit zu nehmen, Vertrauen herzustellen und die Situation aufzulockern, ist das A und O. Bei Kindern ist das einfacher, die machen von selbst ihre Faxen und sind gut drauf. Erwachsene haben eher den Gedanken „Ich bin ja eh nicht fotogen.“ im Kopf. Ein lockerer Spruch kann da viel bewirken. Natürlich ist es auch von Vorteil, dass ich den Leuten das Bild sofort zeigen kann.

Wenn du in drei Worten beschreiben könntest, was ein gutes Pressebild ausmacht, welche wären das?

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. An diesem Spruch ist viel Wahres dran. Das Bild muss zur Überschrift passen und den Betrachter in den Text „hineinziehen“. Ich nenne mal ein Beispiel: Der Zehnkämpfer Jürgen Hingsen wurde mal in den USA im Trainingslager fotografiert und hatte drei Fehlstarts nacheinander. Die Bilder waren alle klasse. Es gab nur einen Nachteil: Aus keinem der Bilder ging hervor, wo das Bild entstanden war. Die Laufbahn hätte so auch in Bielefeld-Brackwede stehen können.

Was ich damit sagen will: Eine besondere Location sollte auch gezeigt werden. Eine USA-Fahne im Hintergrund, einer dieser Straßenkreuzer oder ein Straßenschild von L.A. – die Verbindung muss für den Betrachter erkennbar sein. In Bielefeld wird dafür ja gerne die Sparrenburg genommen, einfach weil jeder die Stadt mit der Burg verbindet. Wenn Roger Federer in Halle gewinnt, ist hinter dem Siegerpodest auch das Gerry Weber-Logo zu sehen. Eine weitere Regel für ein gutes Pressebild lautet: „Nah ran ans Motiv!“. Nur so entstehen wirklich aussagekräftige Bilder.

Was sind deine drei Lieblingsmotive in Bielefeld?

Arminia Bielefeld ist ganz vorne mit dabei. Ich fotografiere aber auch sehr gerne Lokalsport. Bei Arminia Bielefeld ist es natürlich ein Unterschied, ob ich privat da bin oder als Pressefotograf. Als Fan kann ich das Spiel richtig erleben. Wenn ich für die Medien fotografiere, muss ich mich konzentrieren und kann das Spiel nicht voll genießen. Bielefeld hat aber viele schöne Motive zu bieten. Ich bin in der Stadt einfach sehr viel unterwegs. Mein Chef meinte einmal: Von 320.000 Einwohnern kennen Dich 280.000. So ganz falsch lag er damit sicher nicht.

Arminia Bielefeld Fussball Bundesliga

Tageszeitungen bekommen oft Pressemitteilungen von Unternehmen, die mit Fotos unterfüttert sind. Welche Motive oder Pressebilder kannst du nicht mehr sehen, beziehungsweise, welche Fehler machen Unternehmen bei der Auswahl ihrer Pressebilder immer wieder?

Unternehmen müssen sich natürlich in der Öffentlichkeit präsentieren und für gutes Bildmaterial ist jede Zeitung dankbar. Wichtig ist eine gute Mischung: Der Vorstandsvorsitzende ist sicherlich ein dankbares Motiv, aber wir wollen auch den Facharbeiter sehen, der bei Miele an einer Maschine die Staubsauger zusammenbaut. Eben normale Leute, die nicht jeden Tag in der Zeitung zu sehen sind.

Ideal ist es, wenn Unternehmen zwei bis drei Motive im Hoch- und Querformat zur Auswahl senden. Die Redaktion einer Tageszeitung weiß oft nicht, welchen Platz eine Meldung einnehmen kann. Dann die Wahl zwischen mehreren Formaten und Motiven zu haben, erleichtert die Arbeit enorm. Diesen Tipp gebe ich auch an unsere Volontäre weiter.

Bei Presseterminen sind oft Kollegen anderer Tageszeitungen und Medien vor Ort. Entstehen da auf Dauer Freundschaften oder überwiegt der Wettbewerb?

Natürlich möchte jeder ein eigenes Bild. Meist wird man sich da schnell einig. Personen, die ich schon lange kenne, darf ich häufig exklusiv fotografieren. Roger Federer ist so ein Fall. Unternehmen beauftragen oft sogenannte „Poolfotografen“, die dann die Bilder im Nachgang einer Bilanzpressekonferenz anderen Medien zur Verfügung stellen.

Hast du auch unangenehme Situationen erlebt?

Zu Beginn meiner Karriere sollte ich einmal Helmut Kohl in Kaunitz fotografieren. Der war damals natürlich noch Bundeskanzler und die Digitalfotografie war nicht erfunden. Ich machte also ein Bild nach dem andern und merkte nicht, dass ich vergessen hatte, einen Film einzulegen. Irgendwann wunderte ich mich, wieso der Film nicht längst durchgelaufen war und bemerkte erst dann, dass der Film komplett fehlte. So eine Situation kann schon einem schon den Schweiß auf die Stirn treiben. Zum Glück war ein Kollege vor Ort, der ebenfalls Bilder machte. So war die Katastrophe abgewendet.

Noch einmal zurück nach Bielefeld: Was ist deiner Meinung nach eine unterschätzte Qualität der Stadt?

Da fällt mir neben dem Teutoburger Wald vor allem die Kulturszene ein. Mit der Seidenstickerhalle, der Stadthalle oder dem Ringlokschuppen, haben wir hier eine sehr lebendige Kulturszene mit vielen guten Konzerten. Leider sind diese Veranstaltungen selten ausverkauft. Die Kulturszene in Bielefeld sollte also mehr Anerkennung finden.

Wenn du für einen Tag Bürgermeister wärst, was würdest du in Bielefeld sofort ändern? 

Die Antwort liegt nahe: Die Baustellen. Als Bürgermeister für einen Tag würde ich meinen Planungsstab zusammentrommeln und dafür sorgen, dass das Verkehrschaos beseitigt wird. Bielefeld hat nur wenige Aus- und Eingangsstraßen. Sind diese durch Baustellen blockiert, steht alles still. Das ärgert mich. Gerade wenn Arminia spielt.

Wolfgang, ich danke dir für dieses interessanteInterview und freue mich, viele weitere Bilder von dir zu sehen.